Der Norden Jordaniens – von Qalaat er-Rabad nach Hamma
Tausend und eine Nacht. Wer kennt nicht die atemberaubenden und spannenden Geschichten und Märchen aus dem alten Orient. Die Herren werden sich sicher eher an Kara Ben Nemsi erinnern, die Figur aus den Romanen des deutschen Schriftstellers Karl May, welche sich auf verschiedenen Reisen durch den Orient schlägt. Jordanien lässt den heutigen Reisenden genau diese Welt hautnah erleben. Gerade der Norden quillt über vor Geschichte und Geschichten, Sagen, Mythen, orientalischer Gastfreundschaft und Bräuchen.
Alte, fast vergessene Burgen aus der Zeit der Kreuzzüge und des späteren Mittelalters erwarten mächtig ihre Besucher. Kleine verschlafene Städtchen und Dörfer, in welchen die Zeit stillzustehen bleibt. Wüste, Steppe, unendliche Weite. Einige Reiseziele im Norden Jordaniens, die sich ein Jordanienreisender nicht entgehen lassen sollte, sind:
Qalaat er-Rabad
Dieser geschichtsträchtiger Ort liegt etwa 10 Kilometer südwestlich von der Stadt Irbid. Qala’at Ar-Rabad ist eine alte Festungsanlage, in deren Nähe einige kleine Häuser und Hütten stehen. Realtiv selten verirren sich Besucher in diese Gegend. Dies macht sie für den interessierten Besucher gerade interessant.Die Festung Qalaat er-Rabad, auch Festung Atschlun genannt, wurde im Jahre 1184 bis 1185 von General Izz ad-Din Usama errichtet. Dies geschah im Auftrag des großen und bekannten Saladin. Eine ganze Festungskette schützte in der damaligen Zeit die Grenzen seines gigantischen Reiches. 75 Jahre nach ihrer Fertigstellung wurde sie von den mongolischen Horden eingenommen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts zerstörte ein Erdbeben große Teile der Festung.Heute ist die Festung ein Geheimtipp unter historisch interessierten Touristen.
Beit Ras / Capitolias
In der Antike gehörte eine kleine Stadt nördlich von Irbid zu dem Städteverbund Dekapolis. Einige griechische und römische Städte hatten sich aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen zusammengetan, um dem Feind, aber auch dem Handelspartner eine größere Kraft entgegensetzten zu können. Diese Stadt trug den Namen Dion und taucht in antiken Schriften auch unter den Namen Adun und Capitolias auf. Die Stadt, welche heute auf den Mauern von Capitolias steht, nennt sich Beit Ras. Beit Ras ist als Stadtteil Irbids anzusehen und liegt etwa einen Kilometer davon in nördlicher Richtung. Im Laufe der Zeit haben sich immer mehr Menschen zwischen den beiden Orten angesiedelt und so besteht heute ein direkter Kontakt. In der Mitte des Ortes sind einige Ruinen zu bewundern, die auf die antike Stadt Dion zurückgehen.
Queilbeh / Abila
Dieser Ort gehörte ebenfalls zum Bund der Dekapolis. Das heutige Queilbeh / Abila war damals eine römische Kleinstadt mit einer Garnison. Die dritte Legion Gallica und die 12 Legion Fulminata waren hier lange Zeit stationiert und erhielten Ruhe und die Sicherheit in diesem Gebiet. Auch hier finden sich interessante Ruinen, die einen kleinen Einblick in das Leben der damaligen Zeit bieten können. Der Reisende sollte jedoch kein touristisch erschlossenes Ausflugsziel erwarten. Hier sieht alles so aus, als sei noch kein westlicher Besucher hier gewesen. Als seien die Römer noch gar nicht allzu lange fort.
Umm Qeis / Gadara
In dieser kleinen Stadt fanden in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Ausgrabungen statt, die die Überreste der in der Antike bekannten Byzantinischen Thermen an das Tageslicht brachten. Es müssen herrliche Wellnessoasen gewesen sein, in welchen sich die damaligen Bewohner und Besucher Umm Qeis / Gadara entspannen und pflegen konnten. Dank der Ausgrabungen sind auch heute noch die Ausmaße der Anlage gut zu erkennen. Etwa 35 Kilometer Nordwestlich der Stadt Irbid liegen die Ruinen und können von Besuchern besichtigt werden.
Hamma
Dieser Ort, ebenfalls in der Nähe Irbids, steht vermutlich ebenfalls auf den Mauern einer Thermenanlage. Das Wort Hamma geht aller Wahrscheinlichkeit nach auf das arabische Wort Al-hamma zurück, was etwa Bäder oder Thermen bedeutet. Auch hier sind einige Überreste antiker Gebäude und Anlagen zu besichtigen.
Eines haben all diese Sehenswürdigkeiten im Norden Jordaniens gemeinsam. Sie bestechen den Besucher mit ihrer Schönheit, die ihren Ursprung in der weit, weit entfernten Vergangenheit hat und mit Hilfe der zu sehenden Ruinen wieder lebendig und greifbar wird. Dadurch, dass diese Orte nicht vom Tourismus überschwemmt sind und hoffentlich auch nicht werden, haben sie ihre Natürlichkeit und ihre Echtheit erhalten können. Wer einmal echte Antike sehen und erleben möchte, der sollte sich das Gebiet rund um Irbid ansehen. Zu erreichen ist die Gegend einfach über Amman, beziehungsweise über den Queen Alia- Flughafen. Von hier kann die Reise in die Vergangenheit beginnen.