Montreal – Kreuzfahrerburg in Jordanien
Die Kreuzfahrerburg Montreal liegt als eindrucksvolles Relikt der Jerusalem-Jordanien-Kreuzzüge auf der geografischen Schnittstelle 30 31 53 N und 35 33 39 O in Jordanien. Von Amman bis Shawbak (Standort) dauert die 210 Kilometer lange Autofahrt über die Autobahnen 35 und 15 (Desert Highway), ohne Stopp und Verkehrsprobleme, gut zwei Stunden und vierzig Minuten. Der Kultur-Tourist wird für interessante Abstecher die Landstraßenvariante des antiken King’s Highway, identisch mit der historischen Weihrauchstraße, wählen. Kurz vor Petra ragt auf der Hochebene von Edom ein einzeln stehender, runder Berg aus der wildromantischen, buckeligen Landschaft empor. Kronengleich ersetzt die ringförmige Ruine der Kreuzritterfestung Montreal seine Kuppe.
Beim Blick von der auf 1.390 Metern liegenden Höhenburg-Ruine auf die faszinierenden Felsformationen in der staubigen Einöde der Steinwüste bis hinunter ins Wadi Araba erahnt der Betrachter die strategische Bedeutung dieser Einzellage. Militärisch war die imposante Festungsanlage im „Oultre Jourdain“ an der unsicheren Ostgrenze Jordaniens schon durch den natürlichen Burggraben und die Höhe kaum attackierbar. Die Versorgung der Besatzung und Bevölkerung war gesichert.
Noch heute wachsen weitläufige Obsthaine am Berghang. Es gab tiefe Brunnen. Zwei sind bisher durch Ausgrabungen nachgewiesen. Sie hatten spiralförmig angelegte Stufen und reichten hinunter bis zu einer Quelle. Von dem 1932 entdeckten Brunnen, der laut Überlieferungen über 375 Stufen verfügte, sind bisher circa 150 Stufen freigelegt. Während Saladins Truppen die nördlich gelegene, größere Kreuzritterburg Kerak nur acht Monate belagern mussten, widerstand Montreal aufgrund der besseren Versorgung fast zwei Jahre lang. Die Kapitulation erfolgte erst nach Erblindungen unter der Besatzung (Salz-Mangelerscheinung).
Aufbau der Anlage
Insgesamt drei trutzige Schutzmauern beherbergten, inklusive der Umgebungsbauten, teilweise bis zu 6.000 Menschen. Aus der christlichen Kreuzritterzeit sind im östlichen Mittelteil Ãœberreste einer Kirche (dreischiffig) und am südöstlichen Burgeingang diejenigen einer Kapelle erhalten. Rechteckige Türme mit Schießscharten in der äußeren Ringmauer stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Das Haupttor macht immer noch einen abweisenden Eindruck. Hauptsächlich am Osteingangs-Turm erinnern quaderhohe Wandinschriften in herrlich gewundenen arabischen Schriftzeichen an Saladin und seine Nachfolger. Den Ayyubiden sind die gut erhaltenen nördlichen Palastanlagen zu verdanken und die Mameluken fügten ebenfalls weitere Bauteile zum Ende des 13. Jahrhunderts hinzu. So formen sich Komponente der Gotik mit einem arabischen Stilmix auf harmonische Weise zur charakteristischen „Kreuzfahrerarchitektur“. Die andauernden Ausgrabungsarbeiten liegen in italienischer Hand (Universität Florenz). Tipp: Einheimische Beduinen kennen nicht nur die Geschichten über dunkle, endlose Geheimgänge und Hallen, sie zeigen diese auch – wenn sie nett gebeten werden.
Geschichte
Die imposante Kreuzfahrerburg Montreal wurde 1115 von Balduin I. von Jerusalem als erste östliche Verteidigungsanlage errichtet. Vorbeiführende Pilger-und Karawanenrouten erwiesen sich als lukrative Einnahmequelle. Durch Heirat war Renaud von Chatillon von 1176 bis 1189 Burgherr auf Montreal. Seinen geplanten Angriff auf Mekka konterte Sultan Saladin mit Krieg und Belagerung und übernahm „Krak de Montreal“ im Mai 1189. Die Festungsanlage war auch unter den Namen Mons Regalis (Königsberg), Castrum Saboach, Qal’at ash Shawabak bekannt. Noch in den 1950er Jahren beherbergten die gut erhaltenen Türme jeweils einen anderen Familien-Clan der Gegend. Seither lautet die Burgruinen-Bezeichnung, international und in Jordanien, kurz Shawbak oder Shoubak/Shobak, ebenso wie der Verbund der zehn umliegenden Dörfer den Ortsnamen Shawbak oder Shoubak/Shobak trägt.